Harry Potter - 05 - Der Orden Des Phoenix_1

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gesagt aufschlussreich, nicht gut«, sagte Hermine. »Sie

hat vieles erklärt.«

»Tatsächlich?«, sagte Harry überrascht. »Mir kam's vor wie ein

Haufen Geschwafel.«

»In dem Geschwafel waren einige wichtige Hinweise versteckt«,

sagte Hermine grimmig.

»Wirklich?«, sagte Ron mit ratloser Miene.

»Was ist mit: ›Dem Fortschritt um des Fortschritts willen muss

eine Absage erteilt werden‹? Oder mit: ›Säubern, wo wir

Verhaltensweisen finden, die verboten gehören‹?«

»Naja, was soll das heißen?«, sagte Ron ungeduldig.

»Ich will dir erklären, was das heißt«, sagte Hermine unheilvoll.

»Das heißt, das Ministerium mischt sich in Hogwarts ein.«

Ringsum begann ein großes Stühlerücken und Fußgetrappel;

offenbar hatte Dumbledore die Feier aufgelöst, denn alle standen auf

und machten sich bereit, die Halle zu verlassen. Hermine sprang hoch,

in heller Aufregung.

»Ron, wir müssen den Erstklässlern den Weg zeigen!«

»Ach ja«, sagte Ron, der es offensichtlich vergessen hatte. »Hey –

hey, ihr da! Ihr Knirpse!«

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»Ron!«

»Naja, das sind sie doch, Winzlinge …«

»Das weiß ich, aber du kannst sie nicht Knirpse nennen! –

Erstklässler!«, rief Hermine gebieterisch über den Tisch hinweg.

»Hier lang, bitte!«

Eine Gruppe von Neulingen ging schüchtern zwischen dem

Gryffindor- und dem Hufflepuff-Tisch hindurch, alle äußerst bemüht,

auf keinen Fall als Anführer dazustehen. Tatsächlich schienen sie sehr

klein; Harry war sich sicher, dass er nicht so jung gewirkt hatte, als er

hier angekommen war. Er grinste ihnen zu. Ein blonder Junge neben

Euan Abercrombie schien vor Schreck zu erstarren; er stupste Euan an

und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Euan Abercrombie war offenbar nicht

minder erschrocken und warf Harry einen angsterfüllten Blick zu.

Harry spürte das Grinsen von seinem Gesicht tröpfeln wie Stinksaft.

»Bis später dann«, sagte er zu Ron und Hermine und verließ allein

die Große Halle, er war entschlossen, unterwegs nicht mehr auf

Geflüster, Gestarre und auf ihn deutende Finger zu achten. Er blickte

stur geradeaus und schlängelte sich durch die Menge in der

Eingangshalle, dann eilte er die Marmortreppe hoch, nahm ein paar

verborgene Abkürzungen und hatte bald das größte Gedränge hinter

sich gelassen.

Es war dumm von ihm gewesen, nicht mit so etwas zu rechnen,

überlegte er zornig, während er durch die viel ruhigeren Korridore in

den oberen Stockwerken ging. Natürlich starrten ihn alle an; er war

zwei Monate zuvor aus dem Trimagischen Irrgarten aufgetaucht, die

Leiche eines Mitschülers an sich gepresst, und hatte behauptet, er habe

Lord Voldemort an die Macht zurückkehren sehen. Im vergangenen

Schuljahr war keine Zeit gewesen, alles zu erklären, bevor sie nach

Hause gefahren waren – selbst wenn er sich imstande gefühlt hätte,

der ganzen Schule einen genauen Bericht über die schrecklichen

Ereignisse auf jenem Friedhof zu liefern.

Harry hatte das Ende des Korridors zum Gemeinschaftsraum der

Gryffindors erreicht und blieb vor dem Porträt der fetten Dame stehen,

da fiel ihm ein, dass er das neue Passwort nicht kannte.

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»Ähm …«, sagte er verdrießlich und starrte zur fetten Dame hoch,

die die Falten ihres rosa Seidenkleides glatt strich und seinen Blick

streng erwiderte.

»Kein Passwort, kein Zutritt«, sagte sie hochmütig.

»Harry, ich weiß es!« Jemand keuchte von hinten auf ihn zu, und

als er sich umwandte, sah er Neville herantraben. »Rat mal, wie es

heißt! Ich kann's mir nämlich endlich mal merken …« Er fuchtelte mit

dem mickrigen Kaktus, den er ihnen im Zug gezeigt hatte. »Mimbulus

mimbeltonia!«

»Richtig«, sagte die fette Dame, und ihr Porträt schwang ihnen

entgegen wie eine Tür und gab den Blick auf ein rundes Loch in der

Wand dahinter frei, durch das Harry und Neville jetzt kletterten.

Der Gemeinschaftsraum der Gryffindors, der unverändert gastlich

wirkte, war ein behagliches rundes Turmzimmer voll zerschlissener

knuddliger Sessel und wackliger alter Tische. Im Kamin prasselte ein

munteres Feuer und ein paar Schüler wärmten sich daran die Hände,

bevor sie zu ihren Schlafsälen hinaufstiegen; auf der anderen Seite des

Zimmers pinnten Fred und George Weasley etwas an das schwarze

Brett. Harry wünschte ihnen mit einer Handbewegung gute Nacht und

ging flugs auf die Tür zum Jungenschlafsaal zu; momentan war ihm

nicht sonderlich nach Gesprächen zumute. Neville folgte ihm.

Dean Thomas und Seamus Finnigan waren schon im Schlafsaal

und gerade dabei, Poster und Fotos an die Wände neben ihren Betten

zu hängen. Sie hatten sich unterhalten, als Harry die Tür öffnete,

verstummten aber jäh, kaum dass sie ihn sahen. Harry fragte sich, ob

sie über ihn geredet hatten, und gleich darauf, ob er unter

Verfolgungswahn litt.

»Hi«, sagte er, ging hinüber zu seinem Koffer und öffnete ihn.

»Hey, Harry«, sagte Dean, der sic h gerade seinen Pyjama in den

Farben von West Harn anzog. »Schöne Ferien gehabt?«

»Ging so«, murmelte Harry, da ein wahrheitsgetreuer Bericht über

seine Ferien den größten Teil der Nacht in Anspruch genommen hätte

und er dazu keine Lust hatte. »Und du?«

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»Ja, war okay«, kicherte Dean. »Besser als bei Seamus jedenfalls,

er hat's mir gerade erzählt.«

»Warum, was ist passiert, Seamus?«, fragte Neville und stellte den

Mimbulus mimbeltonia liebevoll auf sein Nachtschränkchen.

Seamus antwortete nicht gleich; zunächst sorgte er penibel dafür,

dass sein Quidditch-Poster der Kenmare Kestrels auch ja gerade hing.

Dann sagte er, Harry immer noch den Rücken zugekehrt: »Meine

Mum wollte nicht, dass ich wieder zurückkomme.«

»Was?«, sagte Harry und hielt beim Ausziehen seines Umhangs

inne.

»Sie wollte nicht, dass ich nach Hogwarts zurückkomme.«

Seamus wandte sich von seinem Poster ab und zog seinen

Schlafanzug aus dem Koffer, noch immer ohne Harry anzusehen.

»Aber – wieso?«, sagte Harry erstaunt. Er wusste, dass Seamus'

Mutter eine Hexe war, deshalb konnte er nicht verstehen, warum sie

sich so wie die Dursleys aufgeführt hatte.

Seamus antwortete erst, als er seinen Schlafanzug ganz zugeknöpft

hatte.

»Nun ja«, sagte er in gemessenem Ton, »ich vermute … wegen

dir.«

»Was soll das heißen?«, fragte Harry rasch.

Sein Herz schlug ziemlich schnell. Er hatte das vage Gefühl, als ob

etwas bedrohlich auf ihn zunicken würde.

»Nun ja«, sagte Seamus wieder und mied weiterhin Harrys Blick,

»sie … ähm … nun ja, es ist nicht nur wegen dir, auch wegen

Dumbledore …«

»Sie glaubt dem Tagespropheten?«, sagte Harry. »Sie denkt, ich sei

ein Lügner und Dumbledore ein alter Narr?«

Seamus blickte zu ihm auf.

»Ja, so ungefähr.«

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Harry schwieg. Er warf seinen Zauberstab auf den Nachttisch, zog

seinen Umhang aus, stopfte ihn zornig in den Koffer und schlüpfte in

seinen Pyjama. Es widerte ihn an; er hatte es satt, der zu sein, der

angestarrt wurde und über den man die ganze Zeit redete. Wenn nur

einer von ihnen wüsste, wenn nur einer die leiseste Ahnung hätte, wie

es war, wenn einem all diese Dinge passierten … Mrs. Finnigan,

schoss es ihm wutentbrannt durch den Kopf, diese dumme Frau, sie

hatte doch keine Ahnung.

Er stieg ins Bett und wollte gerade die Vorhänge zuziehen, als

Seamus sagte: »Hör mal … was ist denn jetzt in dieser Nacht passiert,

als … du weißt schon, als … das mit Cedric Diggory und so?«

Seamus klang nervös und wissbegierig zugleich. Dean, der sich

über seinen Koffer gebeugt hatte und einen Pantoffel herauszuklauben

versuchte, wurde merkwürdig still, und Harry wusste, dass er mit

gespitzten Ohren lauschte.

»Was willst du von mir?«, erwiderte Harry. »Warum liest du nicht

einfach den Tagespropheten wie deine Mutter? Da steht alles drin,

was du wissen musst.«

»Hör auf, meine Mutter zu beleidigen«, fauchte Seamus.

»Ich beleidige jeden, der mich einen Lügner nennt«, entgegnete

Harry.

»So redest du nicht mit mir!«

»Ich red mit dir, wie es mir passt«, sagte Harry und seine Wut

kochte so schnell hoch, dass er seinen Zauberstab vom Nachttisch

schnappte. »Wenn du ein Problem damit hast, dass du mit mir in

einem Schlafsaal bist, dann geh und frag McGonagall, ob du

umziehen kannst … dann braucht sich deine Mami keine Sorgen mehr

zu machen …«

»Lass meine Mutter aus dem Spiel, Potter!«

»Was ist hier los?«

Ron stand in der Tür. Er hatte die Augen aufgerissen und sah von

Harry, der auf dem Bett kniete und mit dem Zauberstab auf Seamus

zielte, zu Seamus, der mit erhobenen Fäusten dastand.

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»Er beleidigt meine Mutter!«, rief Seamus.

»Was?«, sagte Ron. »Das würde Harry nie tun – wir haben deine

Mutter kennen gelernt, wir fanden sie ganz nett …«

»Da hat sie noch nicht jedes Wort geglaubt, das dieser stinkende

Tagesprophet über mich schreibt!«, sagte Harry laut.

»Oh«, sagte Ron und allmählich begann es auf seinem

sommersprossigen Gesicht zu dämmern. »Oh … verstehe.«

»Weißt du was?«, erhitzte sic h Seamus und versetzte Harry einen

giftigen Blick. »Er hat Recht, ich will nicht mehr in einem Schlafsaal

mit ihm sein, er ist verrückt.«

»Das ist voll daneben, Seamus«, sagte Ron, dessen Ohren

inzwischen rot glühten – immer ein Zeichen von Gefahr.

»Voll daneben, ja?«, rief Seamus, der im Gegensatz zu Ron bleich

wurde. »Du glaubst den ganzen Käse, den er über Du-weißt-schonwen

erzählt hat, du meinst, er sagt die Wahrheit?«

»Ja, allerdings!«, sagte Ron zornig.

»Dann bist du auch verrückt«, sagte Seamus verächtlich.

»Jaah? Tja, Pech für dich, Mann, dass ich zufällig auch

Vertrauensschüler bin!«, sagte Ron und stupste sich mit dem Finger

auf die Brust. »Also pass auf, was du sagst, außer du willst

Strafarbeiten verpasst kriegen!«

Seamus schaute ein paar Sekunden lang drein, als wären

Strafarbeiten ein annehmbarer Preis dafür, sagen zu können, was ihm

durch den Kopf ging; aber dann drehte er sich mit einem verächtlichen

Schnauben auf dem Absatz um, hechtete ins Bett und zog die

Vorhänge mit solcher Wut zu, dass sie abrissen und zu einem

staubenden Haufen auf den Boden niedersanken. Ron blickte Seamus

böse an, dann wandte er sich Dean und Neville zu.

»Hat noch jemand Eltern, die ein Problem mit Harry haben?«,

sagte er angriffslustig.

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»Meine Eltern sind Muggel, Alter«, sagte Dean achselzuckend.

»Die wissen gar nichts von irgendwelchen Toten in Hogwarts, weil

ich nicht so blöd bin und es ihnen auch noch erzähle.«

»Du kennst meine Mutter nicht, die quetscht alles aus jedem

raus!«, fauchte ihn Seamus an. »Außerdem krie gen deine Eltern nicht

den Tagespropheten. Die wissen gar nicht, dass unser Schulleiter aus

dem Zaubergamot und aus der Internationalen Zauberervereinigung

rausgeschmissen wurde, weil er nicht mehr alle Tassen im Schrank hat

…«

»Meine Omi sagt, das ist Kokolores«, meldete sich Neville zu

Wort. »Sie sagt, es ist der Tagesprophet, der den Bach runtergeht, und

nicht Dumbledore. Sie hat ihr Abo gekündigt. Wir glauben Harry«,

sagte er schlicht. Er stieg ins Bett, zog die Decke hoch bis ans Kinn

und äugte wie eine Eule zu Seamus hinüber. »Meine Omi hat immer

gesagt, Du-weißt-schon-wer wird eines Tages zurückkommen. Sie

glaubt, wenn Dumbledore sagt, er ist zurück, dann ist er auch zurück.«

Harry spürte einen jähen Anflug von Dankbarkeit gegenüber

Neville. Niemand sonst sagte ein Wort. Seamus holte seinen

Zauberstab hervor, reparierte die Bettvorhänge und verschwand hinter

ihnen. Dean legte sich ins Bett, drehte sich um und schwieg. Neville,

der offenbar auch nichts weiter zu sagen hatte, betrachtete zärtlich

seinen mondbeschienenen Kaktus.

Harry lehnte sich in seine Kissen zurück, während Ron am

Nachbarbett damit beschäftigt war, seine Sachen zu verstauen. Der

Streit mit Seamus, den er immer sehr gemocht hatte, hatte Harry

erschüttert. Wie viele Leute würden ihm noch unterstellen, er würde

lügen oder sei durchgeknallt?

Hatte auch Dumbledore den ganzen Sommer über so gelitten, als

ihn erst der Zaubergamot, dann die Internationale

Zauberervereinigung aus ihren Reihen verstoßen hatten? War es

vielleicht Zorn auf Harry, der Dumbledore seit Monaten davon

abhielt, mit ihm Kontakt aufzunehmen? Schließlich waren sie beide in

diese Sache verstrickt; Dumbledore hatte Harry geglaubt, der ganzen

Schule seine Version der Ereignisse mitgeteilt und dann der gesamten

Zaubererschaft. Jeder, der Harry für einen Lügner hielt, musste auch

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Dumbledore für einen Lügner halten oder aber glauben, dass man

Dumbledore hinters Licht geführt hatte …

Eines Tages werden sie wissen, dass wir Recht hatten, dachte

Harry niedergeschlagen, als Ron ins Bett stieg und die letzte Kerze im

Schlafsaal löschte. Doch er fragte sich, wie viele Angriffe ähnlich dem

von Seamus er noch aushalten musste, bevor dieser Tag kam.

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